Hochmut kommt vor dem Fall oder Man begegnet sich immer zweimal im Leben
„Wir sind vom Bürger gewählt worden. Und da lasse ich mir von einem jungen Mann nicht vorschreiben, wie wir als Fraktion im Rat entscheiden.“
So einfach ist das mit der Politik, meint Herr K. Lamprecht und wird für die kommende Kommunalwahl am 11. September wohl auch deshalb nicht mehr aufgestellt. Zumindest nicht mehr aufgestellt von der Partei, zu der er mit seinem Mandat, das er 2011 bei den UNABHÄNGIGEN/Freien errungen hat, gewechselt ist, um in diesem Jahr Ortsvorsteher von Wangelist zu werden. Daraus wird nun möglicherweise nichts, weil der junge Mann, von dem er spricht, auf Entscheidungen Einfluss nehmen konnte. Möglicherweise soll uns lediglich sagen: Politik geht gelegentlich seltsame Wege.
Und wie ist das eigentlich mit dem kategorischen „Wir sind vom Bürger gewählt…“?
Wählerstimmen haben am 11.09.2011 viele Kandidaten der Parteien und Wählergemeinschaften erhalten, die sich zur Stadtratswahl gestellt hatten. Nicht alle haben vor dem Hintergrund der jeweiligen Stimmanteile der Parteien und Wählergemeinschaften in der Stadt insgesamt, in den einzelnen Wahlbereichen und ihres Listenplatzes ein Mandat erhalten.
Wäre allein die Anzahl der Stimmen ausschlaggebend gewesen, die Herr K. Lamprecht persönlich im Wahlbereich 6 (Klein Berkel, Wangelist, Klüt) erhalten hat (157), wäre es mit dem (P) - Mandat wohl nichts geworden. Die Liste hatte in diesem Wahlbereich gerade einmal 1 Stimme weniger (156). Offen bleibt, wen eigentlich diese Listen - Wähler wählen wollten. Herrn Lamprecht wohl nicht. Ehrlicher von ihm wäre daher zu sagen - ich bin vom Bürger gewählt worden, das Mandat habe ich aufgrund des Sitzverteilungsverfahrens „Hare-Niemeyer“ erhalten. Um diese Einsicht zu haben, muss man allerdings dieses Verfahren kennen. Wer es schön einfach und bequem mag, wird darauf wohl kaum Wert legen. Bescheidenheit sieht anders aus. Sie steht Egoisten ohnehin nur im Weg.
Und, was sind Mandatsträger wirklich wert, die sich von, wenngleich jungen, wahlberechtigten Bürgern nichts mehr vorschreiben lassen? Die nehmen auch von älteren Bürgern keinen Rat an.
Hermann Schmidtchen