Statistik
Statistik - Nur Zahlen?
„Richtig zu bieten haben wir nichts“. Wenn das für Wehrbergen so zutrifft, der Ortsbürgermeister muss ja schließlich wissen, dann mag das so sein. Wir Wangelister möchten aber so nicht mit den Wehrbergern oder Gr. Hilligsfeldern in einen Topf geworfen werden.
Die Statistik, die Grundlage des Artikels ist, verleitet zu solch abwegigen, zumindest aber oberflächlichen Bewertungen und Vergleichen. So schön wie die farbige Grafik hätte ich mir auch die Bewertung und die daraus abzuleitenden Folgerungen gewünscht. Was haben Wangelist und Wehrbergen gemein? So ziemlich nichts. Wer also Wehrbergen und Wangelist in diesem Zusammenhang in einem Atemzug nennt, vergleicht - wie so oft – Äpfel mit Birnen.
Wenn wir - den realen Gegebenheiten folgend - einmal den Anachronismus der Trennung von Ortschaften und Kernstadt aufgeben und Klein Berkel und Wangelist als eine Einheit betrachten, haben wir hier im Westen Hamelns eigentlich alles, was wir Einrichtungen der Grundversorgung nennen und was die Wehrberger schon seit langem vermissen.: Die Humme ist schon lange kein Grenzfluss mehr und der Schwarze Weg auch keine Grenze. Über 8.000 Bürger, das sind fast 20% der Hamelner, die hier leben. Wir haben vier Kindergärten. Wir haben zwei Grundschulen, was auch so bleiben kann und wird. Wir haben zwei Apotheken. Wir haben Ärzte. Wir haben mit den Geschäften an der Talstraße, der Böklerstraße, der Zinngießerstraße und dem Multimarkt eine Rundumversorgung, die es selbst über Neunzigjährigen Wangelistern ermöglicht, ihren Einkauf noch selbst zu erledigen. Wir haben Hotels, Gastwirtschaften und Freizeiteinrichtungen. Wir haben eine beispielhafte Präsenz von Industrie und Handel. Wir haben mehrere Alteneinrichtungen, was rein rechnerisch den Altersdurchschnitt natürlich nach oben treibt. Uns stört und beunruhigt das keineswegs. Wir haben noch eine zeitweise geöffnete Geschäftsstelle der neuen Sparkasse Hameln – Weserbergland und einige Geldautomaten und sogar ein funktionierendes Schnelles Internet. Wir haben zwei Kirchen/Kapelle. Und wir haben eine ausgezeichnete Anbindung an die Innenstadt und den Bahnhof mit den Bussen der KVG.
Wir haben hier aber – und das zählt weit mehr als die Momentaufnahme der Statistik - Entwicklungspotenzial und Entwicklung. Wir in Wangelist erleben derzeit in den alten Siedlungsteilen beiderseits der B1 einen erneuten Generationswandel. Die älteren Mitbewohner geben ihre teilweise aufwändig umgebauten Siedlungshäuser auf, gehen in die Seniorenheime an der Zinngießerstraße, dem Türmerweg oder auch in den Tönebönstift am Klüt. Wir haben aber neue, junge Eigentümer mit zumeist mehr als ein oder zwei Kindern, die sich den Kauf der alten Doppelhaushälften leisten können. Wir haben leer stehende Britenhäuser am Kattenwinkel. Wir hatten Ende des vergangenen Jahres Zuzug in die neuen, altengerechten Wohnungen an der Wertheimer Straße. Wir haben gelebtes Vereinsleben.
Der Generationenwechsel am Klüt-Südhang steht bevor oder läuft bereits. In den noch relativ neuen Wohngebieten Wangelister Feld I und II steht der Generationenwechsel derzeit vollumfänglich noch nicht an, aber viele Kinder sind halt mittlerweile älter als 16 Jahre alt und fallen somit aus der Statistik des Artikels.
Wir haben darüber hinaus den Ohrberg, die Weser und die Humme und wir haben den Klüt- und Riepenwald. Wenn das alles nichts ist, müssen wir wohl unsere Ansprüche überdenken.
Fazit: Wenn schon Statistik, dann bitte richtig, gründlich und mit Ziel. Übrigens, das Problem Hamelns insgesamt, dem Bevölkerungsschwund längerfristig durch eine höhere Geburtenzahl und/oder durch überregionalen Zuzug zu begegnen, haben wir auch in Wangelist nicht gelöst.
Hermann Schmidtchen